Lamentationes

Ockeghems Requiem ist - soweit derzeit bekannt - die älteste erhaltene mehrstimmige Vertonung der Totenmesse. Sie wird datiert auf die 1480er Jahre, als ein Alterswerk des Komponisten. Im Chigi-Codex der Biblioteca Vaticana steht sie als Abschluß der Messen Ockeghems. Die Totenmesse als letzte, abschließende Messe, wie man sie auch in anderen Handschriften findet. Sein Requiem scheint dabei eine Zusammenfassung seines musikalischen Lebens und Wirkens zu sein. Die vorherrschende Dreistimmigkeit mit häufigem Fauxbourdonanklang wirkt in ihrer Entstehungszeit bereits archaisch. Daneben stehen melismatisch bewegte Duette und vierstimmige Abschnitte, die immer wieder als Klanghöhepunkte die Meßteile beschließen. Bei ihnen wiederum finden sich metrisch einheitliche und einfache Sätze, die ihren Reiz ohne weiteres entfalten neben solchen, in denen sich die souveräne theoretische Meisterschaft Ockeghems mit seinem Klangsinn verbindet. Für beides haben ihn seine Zeitgenossen und auch die nachfolgenden Generationen gerühmt.